Am 30.11 hat das Bündnis Studierende gegen Rechts zusammen mit dem Klimareferat der OVGU eine Kundgebung zum Thema „Rassistische Gewalt und struktureller Rassismus gegenüber Student*innen“ abgehalten. Trauriger Anlass für die Kundgebung war ein rassistischer Übergriff gegen einen inzwischen ehemaligen Studenten der OVGU namens Monir. In seiner ersten Woche in Magdeburg wurde Monir auf dem Rückweg von einer Plenumssitzung des Klimareferates durch drei Nazis tätlich angegriffen. Als Reaktion darauf exmatrikulierte er sich und verließ die Stadt, beides am darauffolgenden Tag.
In einem eingespielten Redebeitrag berichtete Monir den etwa 70 Zuhörer*innen, die sich zur Kundgebung vorm Rechenzentrum der Universität eingefunden hatten, dass er nach dem Angriff nicht wusste, an wen er sich hätte wenden können – und das obwohl er kein Einzelfall sei. Um möglichen Betroffenen genau diese Frage zu beantworten, stellten zwei ehrenamtliche Mitarbeiter*innen der „Mobilen Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt“ ihre Organisation und Arbeit genauer vor. Und diese Arbeit ist, leider, absolut, notwendig. Denn wie die Mitarbeiter*innen der „Mobilen Opferberatung“ berichteten, kommt es in Sachsen-Anhalt im Durchschnitt viermal in der Woche zu rassistisch-, antisemitisch-, queerfeindlich- oder anderweitig rechtsmotivierten Angriffen.
Die nächste Rednerin war von der „unSichtbar“ BIPoC-Initiative und unterstrich im, ebenfalls digitalen, Redebeitrag die strukturelle Dimension von Rassismus, die auch weiße deutsche Institutionen und damit nicht zuletzt Universitäten betreffe. Sie machte zudem deutlich, dass eine zentrale Funktion von Rassismus die Legitimation weißer Vorherrschaft ist. Um dem entgegenzuwirken forderte sie eine bessere Organisation rassismuskritischer Menschen, aber auch die“ Entwicklung einer radikal linken, herrschaftskritischen Perspektive auf unsere Gesellschaft.“ In einem spontanen Redebeitrag schilderte eine betroffene Person in Magdeburg persönlich erlebte rassistische Übergriffe. Dabei stellte sie insbesondere heraus, wie wichtig Unterstützung, etwa durch zufällig anwesende, in solchen Situationen ist, und wie niederschmetternd es sein kann, wenn diese ausbleibt.
Der einzige Redebeitrag der Veranstalter*innen war die Verlesung eines offenen Briefes an das Rektorat der OVGU (https://bsgr.stura-md.de/offener-brief/). In diesem forderten das BSGR und das Klimareferat gemeinsam mit anderen Organisationen, dass die Universität das Problem des strukturellen Rassismus als solches anerkennt und die antirassistische Arbeit massiv auszubaut. Notwendige Maßnahmen in diesem Zusammenhang sind u.a. die Benennung einer*s Rassismusbeauftragten und die Einrichtung einer Beratungsstelle für Betroffene. Denn klar ist: Auf absehbare Zeit wird es weiter Fälle wie den von Monir geben. Was sich aber ändern kann, ist, dass sich die Universität und ihre Vertreter*innen ihrer Verantwortung bewusst werden.